Energiesparen mit vereinten Kräften

Im Rahmen der Energiekrise, die durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verursacht wurde, waren alle Bürgerinnen und Bürger, aber auch alle Behörden zum Energiesparen aufgerufen. Die Mitarbeitenden leisteten gemeinsam einen Beitrag zum Energiesparen. Hierfür wurde für die Wintermonate eine „Dienstvereinbarung Energie“ beschlossen. Die größte Wirkung hat die Absenkung der Raumtemperaturen. Büros der Verwaltung wurden – wie in allen öffentlichen Gebäuden bundesweit – nur noch bis 19 Grad Celsius beheizt, Flure und ungenutzte Räume bis 15 Grad.

Auch viele kleinere Maßnahmen trugen zum Energiesparen bei: Freistehende Heizungen erhöhen die Strahlungswärme, Türen bleiben geschlossen, Fenster wurden nur zum Stoßlüften alle 20 Minuten geöffnet. Das Trinkwasser blieb kalt, die Beleuchtung wurde auf ein notwendiges Minimum reduziert. Private Heizlüfter waren verboten, elektrische Geräte wurden reduziert, vorrangig gemeinschaftlich genutzt und nach der Nutzung vom Netz getrennt. Es wurden Raumbelegungspläne erstellt, um Büros durch wechselnde Home-Office-Zeiten effektiver zu nutzen und besonders kalte Räume, z.B. auf der Nordseite, aus der Nutzung zu nehmen und die Heizkreise abzusenken. Langfristig soll der Energieverbrauch kreiseigener Gebäude - Schulen wie Verwaltung - durch bauliche Maßnahmen, energetische Sanierung und die Umstellung auf erneuerbare Energieträger reduziert werden.

Außerdem befand sich die Kreisverwaltung in konstantem Austausch mit der Stadt Alzey und den Verbandsgemeinden, Klimaschutzbeauftragten im Land und der Region, der Energieagentur, der Verbraucherzentrale, der Energie-Dienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe und den Schulen in Kreisträgerschaft.

Die gemeinsamen Bemühungen zum Energiesparen waren erfolgreich: In den Monaten Oktober bis Dezember wurden so im Vergleich zum Durchschnitt der vorherigen drei Jahre insgesamt 24,09% Erdgas in allen kommunalen Liegenschaften eingespart, was 11.828 m³ Erdgas entspricht.

Kommunale Gebäude

Eine wesentliche Basis für die Daseinsvorsorge im Landkreis sind die kommunalen Gebäude. Auf kommunaler Ebene sind hier Kindertagesstätten, Grundschulen, Rathäuser und Gemeindehallen zu nennen. Auf Kreisebene liegt der Schwerpunkt vorhandener Immobilien auf den Schulgebäuden. Der Landkreis verfügt für seine 13 Schulen über 43 Haupt-, Erweiterungs- und Nebengebäude sowie über 4 Verwaltungsgebäude im Eigentum.

Unter das Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden, fallen auch diese kreiseigenen Liegenschaften. In der Vergangenheit wurden bereits viele Sanierungs- und Energieeffizienzmaßnahmen durchgeführt, um die Verbräuche und die Emissionen zu senken. Besonders in Bezug auf Sanierung und Dämmung gibt es aber noch viel zu tun. Auch muss die Abhängigkeit von fossilem Erdgas in den Gebäuden reduziert werden.

Blockheizkraftwerke für Wärme und Strom

Die Heizungsanlagen befinden sich seit 2009 im Eigentum der Energiedienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe GmbH (EDG). Schwerpunkt der EDG ist die Ausstattung der Gebäude mit hocheffizienten Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung. Für 4 Schulen (14 Gebäudeteile) kommen neben Erdgas auch Erneuerbare Energien (Holzhackschnitzel bzw. Holzpellets) zum Einsatz. Die EDG investiert kontinuierlich in moderne Heiztechnik. Durch die gekoppelte und hocheffiziente Erzeugung von Strom und Wärme in Blockheizkraftwerken werden Emissionen und Energiekosten reduziert. Insgesamt benötigen die kreiseigenen Liegenschaften ungefährt zehn Gigawattstunden (GWh) Wärme im Jahr, was umgerechnet etwa zwölf GWh Erdgasverbrauch entspricht. Die Umrüstung von Sporthallen auf Deckenstrahlheizungen (2 umgesetzt, 3 geplant) trägt durch die geringere Leistung auch zu Stromspareffekten bei.

Sanierung des Gebäudebestands

Nur 6 kreiseigene Gebäude wurden vor 1960 erbaut, 15 Gebäude dagegen sind jünger als 20 Jahre und können als „Neubauten“ klassifiziert werden. Die Bausubstanz wurde kontinuierlich entwickelt und im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten saniert. So wurde z.B. am Schulstandort Osthofen ein Betrag von rund 13 Millionen Euro mit Förderung von Bund und Land in die Schulsanierung investiert.

Einige ältere Gebäude sind oder werden nachträglich mit einem Vollwärmeschutz ausgestattet (IGS Osthofen, derzeit laufend Atrium Gymnasium Römerkastell). Für weitere Gebäude kommt eine Außenwärmedämmung aus Gründen des Denkmalschutzes oder wegen einer erhaltenswerten Klinkerfassade kaum in Betracht. Mindestens 5 größere Gebäude sollten aus Gründen des Klimaschutzes einen Vollwärmeschutz erhalten, was bisher wirtschaftlich kaum umsetzbar war und in Zukunft angegangen werden soll.

Die fortschreitende Digitalisierung führt zu einem Anstieg des Stromverbrauchs, u.a. durch die Vorhaltung von Servern und die Kühlung von Serverräumen. Damit schlagen sich die Einsparungen, die z.B. durch die Umrüstung auf LED-Beleuchtung in der Kreisverwaltung und einigen Schulen erreicht werden, nicht in vollem Umfang auf die Gesamtbilanz nieder.

Soweit technisch und wirtschaftlich möglich, hat der Landkreis Dachflächen zur Photovoltaiknutzung verpachtet, insgesamt sind derzeit 5 Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 580 kWp in Betrieb. Für eine weitere Anlage laufen die Vorplanungen.

Aktuelle Emissionsbilanz kreiseigener Gebäude

Für die kreiseigenen Liegenschaften liegen die Ergebnisse der Emissionsbilanzierung für das Jahr 2019 vor (siehe Klimabilanz). Den größten Anteil daran hat die Vergärungsanlage Framersheim, deren Stromverbrauch und Biogasverstromung auch den großen Anteil erneuerbarer Energieträger der Bilanz ausmachen. Die Wärmeverbräuche, die über die EDG bezogen werden, sind als Nahwärme integriert.